Gedanken,
„als die du ein paar müde Vögel sich im Staub baden siehst“?
Was für ein Bild! Oder das Paradoxon: „Dein individueller Wille
ist der, im Willen der Allgemeinheit aufzugehen.“ In ihren 37
Texten, kaum einer länger als zwei, drei Seiten, beginnt Spalt oft
beim Alltäglichen, etwa im Arbeitsamt oder bei der Lust auf eine
Leberkäsesemmel, um dann das Niveau an den Plafond zu fahren. Einmal
nicht aufgepasst, schütteln sie die unaufmerksame Leserin sofort ab.
Aber daran ist nichts Falsches, man lese eben achtsam! Teil der
Komplexität ist nicht nur die inhaltliche Dichte, sondern die
grammatikalische Ausführung: Wie Ameisen im Bau wuseln die
Satzteile, ein jedes wichtig, aber ohne auf den allerersten Blick
erkennbare Hierarchie. Wer dran bleibt, folgt Spalt ins Zwischenreich
von Natur und Kultur, Partikel und Masse, Geisteswissenschaft und
Hoch-, Tief- oder Gabelstapeln. Im Idealfall erschließt sich ihr
hintergründiger Witz, wie im Exegese-Exkurs zur erwähnten
Leberkäsesemmel, die ja als ungesund sei. „Einspruch: Die Natur
hat die Länge des Lebens so geplant, dass du Kinder großziehen
kannst und nicht mehr.“ Gesunde Ernährung sei deswegen eine
künstliche Verlängerung der Existenz.
Der
Czernin Verlag hat sich erneut um anspruchsvolle Literatur jenseits
gängiger Schubladen verdient gemacht. Die skurrilen und schönen
Illustrationen der Autorin machen die Sache komplett.
Lisa
Spalt: Ameisendelirium. Czernin Verlag
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