Montag, 5. Oktober 2015

Austrofred: Pferdeleberkäse

Der Czernin Verlag bietet sich wiederholt mit einem lustig gemischten Programm an: Zuletzt war hier von Lisa Spalt die Rede, im November nehmen wir nun Manfred Rebhandl und den Austrofred unter die Lupe. Erstere schreibt komplexe Prosaminiaturen, die beiden Herren erfreuen – jeder auf seine Weise – mit einer Fusion aus „schön blöd“ und „äußerst gescheit“.
Durch Selbsternennung ist Austrofred tatsächlich zur „Grande Dame der österreichischen Rockkultur“ geworden: „Es gibt Bezirke in Oberösterreich, da habe ich einen höheren Bekanntheitsgrad als Coca-Cola und Fanta zusammen – sprich: Ich bin bekannter als ein Spezi.“ Nun hat er eine Auswahl seiner Essays zusammengestellt und gemäß der Analogie zur Herstellung von Leberkäse auch so benannt. Inhaltlich geht es um nichts weniger als um die Sicherung des Rock-Standortes Österreich (berühmte Musiker hier sterben lassen), Hommagen an große Kollegen (für Otto Wanz zerreißt er das Telefonbuch „Bad Hall und Umgebung“) und immer wieder um die Mühen der Erwerbsarbeit: „Künstler ist eher ein Beruf wie Handtaschlräuber: Einmal erwischst du viel, ein anderes Mal erwischst du wenig.“ Auch über die ganz großen, im Grunde einzigen Themen der Literatur (Liebe und Tod) macht er sich Gedanken: „Ich selber spiele immer sehr, sehr gerne bei Beerdigungen, weil du da immer ein hochkonzentriertes Publikum hast. Während bei einer Erstkommunion das Publikum unter der Bank im Prinzessin-Lillifee-Katalog schmökert“. Der Austrofred – ein großer Philosoph der kleinen Dinge, der Freddy Mercury des Profanen.
Regionalpatrioten dürfen sich zusätzlich daran ergötzen, wie er sich darum bemüht, schöne Wörter wie Klescher, Tschoch, düd, burren oder schwanern fit für den Literaturmarkt zu machen.

Austrofred: Pferdeleberkäse. Aufsätze und Reportagen. Czernin Verlag

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